Der Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine, die darauffolgenden Sanktionen gegen Russland und kriegsbedingte Produktionsausfälle dominieren aktuell die Rohstoff- und Finanzmärkte. Hoher Preisdruck verbunden mit Abwärtsrisiken für die Konjunktur stellen ein herausforderndes Umfeld für die Aktienselektion dar. Es gilt, auf Unternehmen zu setzen, die auch in widrigen Wirtschaftsphasen Gewinne steigern und damit die Basis für Kursgewinne bilden können.
1. Unternehmen mit hoher Profitabilität und Preismacht bevorzugen
Steigende Energie- und Inputkosten stellen für jedes Unternehmen eine Herausforderung dar und belasten die Gewinnaussichten. Am geringsten ist die Belastung für Unternehmen mit einer hohen Bruttogewinnmarge, denn hier ist der negative Hebel auf den Bruttogewinn bei steigenden Produktkosten am niedrigsten. Unternehmen können zum Ausgleich jedoch die Preise ihrerseits anheben, bei hohen Gewinnmargen und hoher Preissetzungsmacht reicht eine vergleichsweise moderate Preisanpassung, um den Effekt der gestiegenen Kosten wieder wettzumachen. In Zeiten hoher Inflation zahlt es sich daher aus, auf profitable Unternehmen mit möglichst einzigartigen, auch in der Krise nachgefragten Produkten zu setzen. So lange die Lohnkosten nicht ebenso stark wie die Rohstoffpreise steigen, leiden digitale Geschäftsmodelle oder Beratungsunternehmen am wenigsten unter steigenden Energie- und Rohstoffkosten.
2. Stabile und rezessionssichere Sektoren im Vordergrund
Die Unsicherheiten des Krieges und die gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise hinterlassen Spuren bei den Verbrauchern. Im wirtschaftlichen Abschwung oder gar einer Rezession sollten Anbieter von absolut notwendigen täglichen Produkten und Dienstleistungen nur gering betroffen sein. Der Pharma- und Medizintechniksektor, defensive Konsumgüter sowie defensive Software- und IT-Unternehmen mit Abonnementcharakter gelten in diesem Zusammenhang als besonders aussichtsreich.
3. Attraktivität thematischer Investments in Krisenzeiten
Russland und die Ukraine sind aufgrund des Rohstoffreichtums und fruchtbarer Böden wichtige Exporteure von Bodenschätzen und Agrargütern. Der Krieg wird aller Voraussicht nach zu einer beschleunigten Abkopplung der westlichen Märkte von Rohstoff- und insbesondere Energielieferungen aus Russland führen. Zusätzlich wird die Steigerung der Produktion von Agrarprodukten wie Weizen oder Mais außerhalb der Region von hoher Bedeutung sein. Natürlich sind Produzenten von knapper gewordenen Rohstoffen und fossilen Energieträgern (Öl, Gas, Kohle) kurzfristige Profiteure. Mittelfristig ist jedoch eine Beschleunigung der Energiewende hin zu erneuerbaren Energien zu erwarten. Hersteller von Komponenten, Betreiber von Solar- und Windparks sowie Profiteure von Infrastrukturinvestitionen stehen als Investitionsmöglichkeiten zur Auswahl. Vorsicht ist dennoch aufgrund der hohen Wettbewerbsintensität innerhalb des Sektors geboten. Häufig sind die großen Profiteure solcher Megatrends eher die Anbieter von Ausrüstung und Serviceleistungen wie Minenausrüster und Landmaschinenbauer. Neben der Rohstoffabhängigkeit von Russland ist auch die äußere Sicherheit ein wichtiges Thema geworden. Moderne Kriegsführung durch Cyberattacken muss durch leistungsfähige Hard- und Software abgewehrt werden. Die Nachfrage sollte für die führenden Anbieter noch stärker wachsen als in der Vergangenheit.
06.07.2022
ODDO BHF Asset Management
Aktienselektion in Zeiten hoher Inflation und politischer Unsicherheiten
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Es gilt auf Unternehmen zu setzen, die auch in widrigen Phasen Gewinne steigern können.
Tilo Wannow, Portfoliomanager ODDO BHF